Die DEMOKRATIN
„Versteckte Geschichte(n)“
Projekt der LOP-Gesellschaft e.V. 2019
gefördert vom Referat für Gleichstellung von Frau und Mann der Stadt Leipzig
„Wir wollen lieber fliegen als kriechen.“ (1860)
Quelle: Otto, Louise: Karl Gutzkow und sein Zauberer von Rom. In: Anregungen für Kunst, Leben und Wissenschaft.
Unter Mitwirkung von Schriftstellern und Künstlern. Franz Brendel und Richard Pohl. 5. Bd. Leipzig: C. Merseburger, 1860. S. 202.
Louise Otto-peters.
von Gerlinde Kämmerer, Louise-Otto-Peters-Gesellschaft e.V.
35 Jahre lang, bis zu ihrem Tod im Jahr 1895, lebte und arbeitete sie in Leipzig. Ihren Lebensunterhalt verdiente sie als Schriftstellerin, Journalistin und Rezensentin. Sie veröffentlichte etwa 60 Bücher, darunter mehrteilige Romane, Erzählungen, Novellen, Opernlibretti, historische Reflexionen, Streitschriften und Essays sowie ungezählte Gedichte und journalistische Beiträge. Ihre intensive Frauenvereinsarbeit aber leistete sie ehrenamtlich. Ohne Telefon und PC, ohne Internet und moderne Verkehrsnetze, durch einen überwältigend umfangreichen Briefwechsel, durch ihre Zeitungen und Vorträge gelang es ihr, über Jahrzehnte stabile Netzwerke von gleich gesinnten Frauen und unterstützenden Männern zu knüpfen. Das war die Grundlage ihres erfolgreichen wie folgenreichen Wirkens für Frauenrechte. Durch ihr jahrzehntelanges Engagement wurde Leipzig zur Wiege der deutschen Frauenbewegung
Am 26. März 1819 wird Louise Otto in Meißen als jüngste Tochter eines Juristen geboren. Sie besucht die Schule bis zur Konfirmation, die auf ihren Wunsch um ein Jahr hinausgeschoben wird, damit sie dort ein Jahr länger lernen kann. Danach darf sie als Mädchen nur noch autodidaktisch ihr Wissen erweitern und vertiefen. 16-jährig verliert sie ihre Eltern, 22-jährig den ersten Verlobten. Sie wendet sich dem Schreiben zu. Zuerst entstehen Gedichte.
Ab 1843 tritt sie mit Romanen und journalistischen Beiträgen in die Öffentlichkeit. Schon in dieser Zeit sieht sie in der Teilnahme der Frauen an den Interessen des Staates nicht nur ein Recht, sondern eine Pflicht. Sie nimmt Verbindung zu Literaten in Leipzig auf und kommt mit der freireligiösen Bewegung in Berührung. 1846 erscheint ihr zensierter Roman "Schloß und Fabrik". Von den zahlreichen in der Revolutionszeit 1848/49 veröffentlichten Artikeln und Gedichten erlangt besonders die "Adresse eines Mädchens" Berühmtheit, in der sie von der bürgerlichen sächsischen Regierung fordert, bei der Organisation der Arbeit die Frauen nicht zu vergessen.
„Die Geschichte aller Zeiten hat es gelehrt und die heutige ganz besonders, daß Diejenigen, welche selbst an ihre Rechte zu denken vergessen, auch vergessen wurden.“
Quelle: Louise Otto, Adresse eines Mädchens ... (in: Leipziger Arbeiter-Zeitung, Nr. 4 v. 20. Mai 1848)
1849 gründet sie ihre "Frauen-Zeitung" unter dem Motto "Dem Reich der Freiheit werb' ich Bürgerinnen", die unter Umgehung der Zensur in Sachsen bis Mitte 1853 in Gera erscheint. Mit dieser Zeitung bot sie Frauen aller Schichten ein Podium zur Meinungsäußerung.
Mit dem Schriftsteller August Peters, der als Teilnehmer an den Revolutionskämpfen von 1848/49 sieben Jahre Kerkerhaft verbüßen muss, verlobt sie sich im Gefängnis, unterstützt ihn und weitere politische Gefangene finanziell und ideell. 1858 findet die Hochzeit statt. Ab 1859 arbeiten Louise Otto-Peters und August Peters in Leipzig, u. a. gemeinsam an der "Mitteldeutschen Volks-Zeitung". 1864 stirbt August Peters mit 47 Jahren an den Folgen der schweren Haft.
1865 gründet Louise Otto-Peters in Leipzig gemeinsam mit Auguste Schmidt, Ottilie von Steyber und Henriette Goldschmidt nach dem Vorbild des Arbeiterbildungsvereins im März den ersten Frauenbildungsverein und im Oktober den Allgemeinen Deutschen Frauenverein (ADF). Sie wird deren Vorsitzende. Besonders für das Recht der Frauen auf Bildung und auf Erwerbsarbeit setzen sich die Vereine ein. Mit Auguste Schmidt gibt sie bis zu ihrem Tod am 13. März 1895 in Leipzig die Zweiwochenzeitschrift des ADF "Neue Bahnen" heraus.
„Menschenwürdiges Dasein für Alle, auch für die Frauen!“ (1868)
Quelle:  Neue Bahnen. Hrsg. von Louise Otto und Auguste Schmidt. Leipzig: Moritz Schäfer, 1868, Nr. 16. S. 122.
Louise Otto-peters heute.

Im Osten Deutschlands waren Leben und Wirken von Louise Otto-Peters, die ihr ganzes Leben für Frauenrechte und Demokratie eingesetzt hatte, lange kein staatlich geförderter Gegenstand der Geschichtsforschung. Clara Zetkin (die als Clara Eisner übrigens im Schulinstitut von Auguste Schmidt, der engsten Mitstreiterin von Louise, ihr Sprachlehrerin-Examen in Leipzig abgelegte), Rosa Luxemburg u.a. waren sehr viel stärker im Fokus der DDR.

Seit 1993 erforscht die Louise-Otto-Peters-Gesellschaft e.V. (LOPG) Leipzig Leben und Werk von Louise Otto-Peters, macht im gleichnamigen Archiv seit 1997 ihre Bücher und Schriften zugänglich, organisiert Tagungen und Führungen, publiziert Forschungsergebnisse, betreut und initiiert Erinnerungsorte der Frauenbewegung und leistet kulturelle wie historisch-politische Bildungsarbeit.
An Louise Otto-Peters erinnern in Meißen:
die Tafel am Geburtshaus seit 1919 und die frauenorte sachsen-Tafel seit 2019
In Leipzig:
Louise-Otto-Peters-Denkmal seit 1900 
Gedenktafel der Louise-Otto-Peters-Gesellschaft e. V. neben dem Denkmal seit 2000
Louise-Otto-Peters-Gedenkstein (am Standort Kreuzstraße 31, 04315 Leipzig/ Reudnitz) seit 1995
Louise-Otto-Peters-Platz seit 1934
Louise-Otto-Peters-Allee seit 2006
Louise-Otto-Peters-Gesellschaft e. V. seit 1993
Louise-Otto-Peters-Archiv seit 1997
Louise-Otto-Peters-Schule, Gymnasium der Stadt Leipzig, seit 2013
Grabstein im Lapidarium des Alten Johannisfriedhofs
Gedenkbaum mit Widmungsschild für Louise Otto-Peters und Auguste Schmidt im Friedenspark seit 2016
Gedenktafel für Louise Otto-Peters in der Zentrale der Deutschen Bank Leipzig
Porträt Louise Otto-Peters von Klaus H. Zürner (1932-2010), 1998, in der Porträtgalerie der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig
Louise-Otto-Peters-Preis der Stadt Leipzig seit 2015

Dazu Benennungen von weiteren Schulen, Straßen, sozialen Einrichtungen bundesweit.
Foto Ellinor Amini
Foto Ellinor Amini
Foto Ellinor Amini
Foto Ellinor Amini

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