Nofretete
Ägyptische Königin
Nofretete
von Katharina Linnepe
Ich bin Nofretete – in vielen anderen Sprachen der Welt werde ich meist „Nefertiti“ genannt. Man sagt mir nach, eine der faszinierendsten Frauen der altägyptischen Geschichte zu sein, und ich möchte euch etwas über mein Leben erzählen. Aber nicht alles: Denn mich umranken einige Mysterien und Geheimnisse, und das darf auch so bleiben.
Geboren wurde ich, so vermutet man, um 1370 v. Chr. in Mitanni, dies liegt im heutigen Syrien. Ich wurde später zur Königin und Hauptgemahlin an der Seite des Pharao Echnaton erhoben. Echnaton und ich waren Vorreiter einer religiösen Revolution, die den ägyptischen Vielgötterglauben für kurze Zeit durch den Monotheismus ersetzte und den Sonnengott Aton in den Mittelpunkt stellte. Das führte zu bedeutenden Veränderungen in der ägyptischen Gesellschaft.
In meiner Rolle als Mitregentin war ich nicht nur die königliche Gemahlin, sondern eine mächtige politische Figur. Mein Name – ägyptisch Nfr.t-jy.tj, ursprünglich etwa „Nafteta“ ausgesprochen – bedeutet „Die Schöne ist gekommen“, und ich habe die Kunst und Kultur nicht nur meiner Zeit maßgeblich beeinflusst. Im berühmtesten Bildnis von mir, der Nofretete-Büste, erkennen Menschen bis heute meine zeitlose Schönheit und kulturelle Bedeutung. Doch auch die bekannte Familienszene – eine Art Altarbild unserer königlichen Familie –, die sich im Ägyptischen Museum Berlin befindet, sagt viel über meinen Einfluss aus. Es könnte sogar sein, dass die Regierungsgeschäfte in meiner Hand lagen, während sich mein Gemahl Echnaton um die religiösen Belange kümmerte. Auf dem Bild sitze ich auf einem Stuhl mit besonderer Symbolik – einem Stuhl, der des Königs Platz war. Zudem sitzen Echnaton und ich uns gegenüber, begegnen uns auf Augenhöhe. Diese Darstellung würdigt unsere partnerschaftliche Beziehung künstlerisch. Sie ist ein sichtbarer Beweis dafür, dass Frauen wie ich im Laufe der Geschichte bereits in der Lage waren, auf höchster politischer Ebene zu agieren und einen bedeutenden Beitrag zur Gestaltung der Gesellschaft zu leisten. Einige Forscher*innen sind sogar überzeugt, dass ich meinen Gemahl Echnaton überlebt habe und nach ihm für kurze Zeit die alleinige Regentschaft über das Alte Ägypten innehatte.
Auch meine Mutterschaft war eine wichtige Facette meines Lebens: Gemeinsam mit Echnaton hatte ich sechs Töchter, darunter die berühmten Prinzessinnen Meritaton, Maketaton und meine dritte Tochter Anchesenpaaton, die spätere Gemahlin von Tutanchamun. Als Mutter dieser königlichen Nachkommen war ich nicht nur die Königin Ägyptens, sondern auch eine einflussreiche Matriarchin, die die nächste Generation von Herrscherinnen erzog und prägte.
Meine Bedeutung erstreckt sich über die Jahrhunderte hinweg, und meine Büste, die heute im Neuen Museum in Berlin zu bewundern ist, symbolisiert die zeitlose Schönheit und Macht, die Frauen in Geschichte, Gesellschaft und Kunst verkörpern können. Ich bin stolz darauf, dass meine Lebensgeschichte Frauen auf der ganzen Welt inspiriert, für Gleichberechtigung und Anerkennung zu kämpfen. Auch wenn die Gleichberechtigung, die ich lebte, später zunichte gemacht wurde, hoffe ich, dass meine Geschichte eine Ermutigung für die feministische Bewegung bleibt.
01. - 10. Oktober 2023
Illu 6 Festival / Gruppenausstellung
​​​​​​​Unterlinden 9 | Freiburg

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