judith heumann
Mutter der Behindertenrechtsbewegung
und “Brandgefahr”
judith heumann
von Sabrina Busch
Judith Heumann wurde 1947 in Philadelphia geboren. Sie selbst nannte sich Judy, der Direktor ihrer Grundschule nannte sie eine Brandgefahr und am Ende ihres Lebens war sie weitgehend als Mutter der Behindertenrechtsbewegung bekannt.
Judy besucht die Regelschule, sie studiert an der Long Island University und an der University of California in Berkeley, sie schließt mit einem Master in Gesundheitswissenschaften ab. Was sich als regulärer Lebenslauf liest, ist in Judy’s Fall gespickt mit unzähligen Kämpfen gegen die strukturelle Diskriminierung und Ausgrenzung von Menschen mit Behinderungen, da sie seit Kindesalter einen Rollstuhl nutzt. Ihre Eltern erkämpfen ihr das Recht auf die Regelschule zu gehen, obwohl der Direktor findet sie sei eine Brandgefahr, sie kann schließlich nicht aus dem Gebäude rennen, jemand muss ihr täglich über die Eingangsstufen helfen. Ihre Freunde tragen sie im Rollstuhl zu nicht zugänglichen Prüfungsräumen und der New Yorker Bildungsausschuss verweigert ihr die Lizenz zur Lehrtätigkeit. Die medizinische Voruntersuchung habe sie aufgrund ihrer Behinderung nicht bestanden. Judy verklagt den Bildungsausschuss und darf schließlich 1970 als erste Lehrperson mit Behinderung in New York arbeiten.
Ihr Kampfgeist zieht sich durch ihr gesamtes Leben, sie veranstaltet den 504 Sit-in, eine 26 tägigen Sitzblockade vor Bundesgebäuden in den USA, um die Gleichstellungsrechte von Menschen mit Behinderung gesetzlich zu verankern. In ihren Memoiren schreibt sie, dass sie nicht akzeptierte, was andere ihr vorgaben sein zu müssen. Ihr Drang nach Selbstbestimmung führt dazu, dass sie maßgeblich an der Entwicklung und Umsetzung diverser Legislaturen beteiligt ist, die wichtige Schritte auf dem Weg zur Inklusion darstellen. Sie ist beispielsweise auch an der UN Behindertenrechtskonvention beteiligt, in der Maßnahmen zur Teilhabe von Menschen mit Behinderung dargelegt werden. Der Americans with Disability Act von 1990 hat es ermöglicht strukturelle sowie systemische Barrieren für Behinderte in den USA abzuschaffen oder zu mildern.
Seit Anfang 2020 ist auf Netflix eine Dokumentation namens „Crip Camp“ verfügbar, in der das Sommercamp für Kinder mit Behinderungen, an dem auch Judy teilnahm, thematisiert wird und aufzeigt, was passiert, wenn keinerlei Ausgrenzung stattfindet. In der Dokumentation sagt sie auch: „Ich möchte angriffslustige Menschen mit Behinderung sehen, die die Welt verändern.“ Ihre eigene Angriffslust hat eine Welt mit gesetzlichen Grundlagen geschaffen, die es Menschen mit Behinderung erleichtern, auch zukünftig für ihre Rechte und Selbstbestimmung zu kämpfen.
Sie starb am 04. März 2023.

01. - 10. Oktober 2023
Illu 6 Festival / Gruppenausstellung
​​​​​​​Unterlinden 9 | Freiburg

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