Nazife Bal
Zwischen Familie und Gastarbeit
*1936 in Karaözü, Türkei​​​​​​​
​​​​​​​Nazife bal
Tochter von Nazife Bal über Nazife Bal

Eine Reise über Grenzen hinweg
Im Jahr 1969 verließ ich die Türkei mit großen Hoffnungen und tiefen Gedanken, ohne zu wissen, was mich erwartete. Ich ließ meine Lieben, meine Kinder und meine Sehnsüchte hinter mir und kam als Gastarbeiterin in die deutsche Stadt Bremerhaven. Plötzlich fand ich mich in einer neuen Kultur, einem neuen Leben und inmitten des Unbekannten wieder – und schlug hier Wurzeln.
Trotz aller Schwierigkeiten und Sehnsüchte habe ich Deutschland, die Deutschen und alle meine Arbeitskolleginnen und -kollegen aus den unterschiedlichsten Kulturen ins Herz geschlossen. Ich glaubte daran, dass Grenzen Menschen nicht trennen sollten. Mit Vernunft und Verstand erkannte ich, dass ein vorurteilsfreies Zusammenleben und Zusammenarbeiten eine Bereicherung ist, und lernte, alle Menschen wertzuschätzen.
Denn ich war überzeugt: Nur, wenn ich durch die Augen des anderen sehe, wenn er mir sein Gesicht zuwendet und ich ihm das meine, können wir in dieser Welt wirklich MENSCH sein. Wenn ich den Geschichten derer lauschte, die anders waren als ich und doch durch manches Erlebte mir ähnelten, wurde mir bewusst: Gemeinsam können wir die Welt lebenswerter machen.
Ist das Leben nicht ohnehin ein Treffpunkt im Universum?
Die Krähen, die auf den Misthaufen niedergehen und wieder aufflattern, können die Leidenschaft für die menschliche Brüderlichkeit nicht verstehen.
Möge niemand den Schmerz der Fremde, das Gefühl, nicht zu Hause sein zu können und nirgendwo wirklich Heimat zu finden, erfahren. Und möge niemand einem anderen dieses Gefühl auferlegen.
“Schau dir die Schönheit dieses Gartens an. Schau den Pfirsichbaum an, die Pflaume, die Birne, die Blumen. Sie sind nur gemeinsam schön.
Ein Land ist umso reicher, je mehr Religionen, Sprachen und Kulturen es beheimatet.
Ein einziger Baum macht noch keinen Garten.”

Sınırları Aşan Bir Yolculuk
1969 yılında, neyle karşılaşacağımı bilmeden, büyük umutlarla ve derin düşüncelerle, sevdiklerimi, yavrularımı, özlemlerimi geride bırakarak Türkiye’den ayrılıp, Almanya’nın Bremerhaven şehrine misafir işçi olarak geldim.  Kendimi Yeni bir kültürde, yeni bir yaşam içinde , bilinmezliğin ortasında bularak,burada kök saldım.
“Tüm sıkıntılarıma ve özlemlerime rağmen Almanya’yı,  Almanları ve her kültürden çalışma arkadaşlarımla birlikte herkesi sevdim. Sınırların insanları bölmemesi gerektiğine inandım. Akıl ve mantığın ışığında, önyargısız bir şekilde birlikte çalışmanın ve yaşamanın bir zenginlik olduğu bilincine vararak  tüm insanlara değer verdim. 
Çünkü ancak ötekinin gözünden bakabildiğimde, ötekinin yüzünü bana dönmesiyle ve benim de ona dönmemle bu dünyada gerçekten İNSAN olunabilineceğine inandım. Benden farklı olanın ama bazı yaşanmışlıklarla bana benzeyenin hikâyesini dinlediğimde, “Dünyayı  hep birlikte daha yaşanır kılabiliriz” düşüncesine hakim oldum.
Zaten Yaşamak, Evrende bir buluşma noktası değil midir?
İnsan kardeşliğinin tutkusunu "Gübreliğe inip kalkan kargalar" bilemez. 
Hiç kimse gurbetin, evinde olamamanın, dünyayı bir türlü yurt belleyememenin hüznünü yaşamasın. Kimse de bir başkasına bunu yaşatmasın
"Bak şu bahçenin güzelliğine. Şu şeftaliye, şu eriğe, şu armuda, şu çiçeklere bak. Hepsi birlikte güzel.
Bir ülkenin içinde ne kadar din, dil, ırk varsa o kadar zengindir. Bir tek meyve ile bahçe olmaz”


Biografie
von Saskia Otten
Nazife Bal wurde 1936 im Dorf Karaözü in der Provinz Kayseri, Türkei, geboren. Sie durfte die Schule nur bis zur dritten Klasse besuchen, da sie dann ihrem Vater auf dem Feld helfen musste. Mit 18 Jahren wurde sie mit einem zehn Jahre älteren Mann aus ihrem Heimatdorf verheiratet. Kurz danach erfuhr sie, dass ihr Mann bereits eine Familie mit Frau und vier Kindern hatte. In den folgenden Jahren bekam auch sie vier Kinder von ihrem Mann. 1969 reiste sie als Gastarbeiterin nach Deutschland, da ihre Familie nicht ausreichend Einkommen hatte. In dieser Zeit war es für Frauen einfacher als für Männer, in Deutschland Arbeit zu finden. Ihre Kinder musste sie in der Türkei zurücklassen. Mit rund 30 Frauen reiste sie vom Ankunftsort München nach Bremerhaven. In Bremerhaven wohnte sie im Ibbrigheim für Fischarbeiterinnen. Sie arbeitete für die Firma Dr. Oetker und verarbeitete fangfrische Fische. Die Arbeit in der Fischlagerhalle war körperlich sehr anstrengend. Nazife Bal konnte ihren Mann nie überzeugen, ihr nach Deutschland zu folgen. Nach einem Heimaturlaub wurde sie erneut schwanger. 1973 entband sie in einem Krankenhaus in der Türkei Drillinge. Diese nahm Nazife mit nach Deutschland. Da sie mit drei Kindern jedoch nicht arbeiten konnte, musste sie die Kinder zurück zu ihrer Familie in die Türkei schicken. Ab 1974 arbeitete sie bei „Nordsee“. Nach und nach konnte sie ihre Kinder zu sich nach Deutschland holen. Nazife Bal lebte in Armut, um ihren Kindern ein gutes Leben zu ermöglichen.  

Die Geschichte von Nazife Bal hat Sadik Şahin in dem Buch „Schlüsselkinder: Die Geschichte türkischer Einwanderungskinder“ aufgeschrieben.
Einen Bericht dazu gibt es hier
Quellen
Sadik Şahin: „Schlüsselkinder: Die Geschichte türkischer Einwanderungskinder“, Kellner Verlag 2023
Persönliche Auskünfte der Tochter


Gedenktafel für Gastarbeiter*innen am Hauptbahnhof München
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Gleis 11 am Hauptbahnhof München
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