Wilma Augat-Deicke 
frau im sprung
*19.12.1914 in Lehe
† 10.03.2014 in Bremerhaven ​​​​​​​
Wilma Augat-Deicke
von Saskia Otten, Historisches Museum
Jessica Pannier, 2018 im Auftrag des Stadtarchivs Bremerhaven und des Amts für Straßen- und Brückenbau


Wilma Augat-Deicke wurde am 19. Februar 1914 in Lehe geboren. Nach dem Besuch der Volksschule ging sie auf die einjährige Handelsschule und arbeitete danach im Gewerkschaftsbüro des ÖTV in Bremerhaven. Sie war drei Mal verheiratet, überlebte jedoch alle drei Männer und war seit 1966 Witwe. Wilma verbrachte nahezu ihr ganzes Leben an der Unterweser.

Schon früh war Wilma sportlich aktiv. Sie wurde von ihrem älteren Bruder Willy, der ihr Vorbild war, immer wieder herausgefordert. Als junges Mädchen machte sie Kunstspringen und Tanzgymnastik. Sie wurde sogar ins Förderprogramm Kunstspringen aufgenommen und trainierte auf dem 10-Meter-Turm in Hannover, da es in Bremerhaven keinen 10-Meter-Turm gab. Seit Beginn der 1930er Jahre war sie zudem eine bekannte Ausdruckstänzerin der Tanzgruppe Meier-Homberg. Sie trat regelmäßig im Stadttheater und in der Stadthalle in Bremerhaven auf. Jobangebote aus Gotha und Berlin lehnte sie ab, da sie in Bremerhaven bleiben wollte. Bei den Olympischen Spielen 1936 nahm Wilma als eine von 900 Frauen am Eröffnungstanz teil. Bei einer Aufführung im Stadttheater wurden die Brüder Thiele auf Wilma aufmerksam und sie sollte daraufhin Georg Thieles Ehefrau Grete Unterricht geben. So kam es, dass die beiden Frauen Modell für Statuen standen, die heute noch in Thieles Garten zu sehen sind. 

Darüber hinaus reiste Wilma gern und viel. Nach ihrem Schulabschluss machte sie sich allein auf den Weg nach Berchtesgaden. Bis München nahm sie dafür den Zug, ab München stieg sie auf ihr Fahrrad um. Während ihres Urlaubs bestieg sie unter anderem den Watzmann, der als sehr schwierige Bergtour bekannt ist. Wenige Jahre später kehrte sie für einen Urlaub in die Alpen zurück und lernte auf einem Berghof ihre große Liebe kennen. Für ihren Verlobten zog sie sogar nach Hannover. Doch die Liebesgeschichte endete, als ihr Verlobter zum Krieg eingezogen wurde und bei Stalingrad fiel. Nach dem Zweiten Weltkrieg reiste Wilma erneut viel und lernte ihren ersten Ehemann kennen. Über die Ehe ist leider nichts überliefert. Doch in den 1960ern heiratete sie Dr. Herbert Augat, den Begründer des „Museum gegenstandfreier Kunst“ in Otterndorf. Nachdem dieser 1966 verstarb, heiratete Wilma nicht erneut. Sie lebte bis zum ihrem Tod am 10. März 2014 in Bremerhaven.


Quellen
Schramm, Hannelore: Die Tänzerin Wilma Augat-Deicke, in: Burkhard Hergesell (Hg.): 10 Jahre Geschichtswerkstatt Lehe. Historische Geschichten aus über 100 Jahren aus dem Quartier Goethestr., dem Aueviertel, der Hafenstr. und Umgebung, Bremerhaven 2016, S. 40-48.
Unvollständige Biografie von Hannelore Schramm (Nichte), 2023 gestiftet an das HMB.
Hergesell, Burkhard (Hg.): Geschichten aus Lehe, Bd. 3, Bremerhaven 2014.

vorher
vorher

weitere sheroes

Back to Top