Elfriede Hebel
Hebamme für tausende
*04.03.1906 in Limmer, Kreis Hannover
† 17.11.1998 in Langen bei Bremerhaven​​​​​​​
Elfriede Lina Elisabeth Hebel (geb. Dieck)
von Jessica Pannier
2018 im Auftrag des Stadtarchivs Bremerhaven und des Amts für Straßen- und Brückenbau (gekürzte Version)

Über 40 Jahre arbeitete Elfriede Hebel als Hebamme und half während dieser Zeit
mehr als 6.000 Kindern auf die Welt. Durch den engen Kontakt mit den Familien, die
sie betreute, war sie in der Stadt und auf dem Land „bekannt wie ein bunter Hund“.
Ihre Arbeit als freiberufliche Hebamme war für sie nicht bloß Beruf, sondern Berufung.
Elfriede Hebel kam 1934 nach ihrer Ausbildung in Hannover und Celle nach Bremerhaven, wo sie eine Stelle als Hebamme in der Privatklinik von Dr. Hans Grossmann antrat. Von 1934 bis 1936 war sie dort leitende Oberschwester der Gynäkologie 1936 erhielt sie die Zulassung und Vereidigung als Hebamme für die Stadt Bremerhaven. Im selben Jahr heiratete sie den Kapitän Paul Maximilian Hebel, mit dem sie einen Sohn hatte.

Die Kriegsjahre bezeichnete Elfriede Hebel selbst als ihre „Glanzjahre“, da sie in dieser Zeit oft jeden Tag bei einer Geburt half. Nach den Bombenangriffen auf Bremerhaven 1944, die sie in einem Keller eines Wohnhauses in der Lönigstraße überlebte, arbeitete sie in Drangstedt weiter, wohin sie jeden Tag mit dem Fahrrad fuhr – auch unter Flakbeschuss, wie sie berichtete. Ebenfalls mit dem Rad gelangte sie zu Zwangsarbeiterinnen im Ibbrigheim, dem Frauenlager in Geestemünde, die sie zusammen mit ihrer Kollegin Lotte Wolfram versorgte. Bereits 1936 hatte Elfriede Hebel sich selbstständig gemacht. Ihre Praxis befand sich erst in der Kaiserstraße 242 (später Bgm.-Smidt-Str.) und ab 1954 in einem Haus im Eckernfeld. Von 1950 bis 1955 arbeitete sie auf der Geburtsstation des Leher Krankenhauses an der Wurster Straße. Außerdem ging sie parallel dazu ihrer freiberuflichen Hebammentätigkeit nach, bis sie 1976 wegen der Erreichung der vorgeschriebenen Altersgrenze ihre geliebte Arbeit niederlegen musste. Sowohl über die familiären Umstände als auch über den Entbindungsverlauf ihrer Patientinnen geben die akribisch geführten Hebammenkalender von Elfriede Hebel Auskunft.

Der Kontakt zu den Müttern, die Elfriede Hebel betreute, war jedes Mal sehr eng. Durch die 10-tägigen Wochenbettbesuche, die sie immer machte, lernte sie die Familien sehr gut kennen und erfuhr oft viel über deren Lebensgeschichten und Probleme. Gerade diese zwischenmenschlichen Beziehungen machten für Elfriede Hebel den besonderen Reiz ihres Berufes aus. Die intensive Arbeit mit den Familien machte sie stadt- und landbekannt. 
Während der NS-Zeit war Elfriede Hebel weder Parteimitglied noch in einer der NSDAP angeschlossenen Organisationen tätig. Jedoch zahlte sie zwischen 1933 und 1945 nach eigenen Angaben im Entnazifizierungsmeldebogen Zuwendungen an die NS-Volkswohlfahrt in Höhe einer dreistelligen Summe. Sie selbst gliederte sich als unbelastet ein und wurde als „nicht betroffen“ eingestuft. 

1964 erhielt Elfriede Hebel eine Postkarte von einem Verwandten aus Worms.
Obwohl er nur „An Hebamme Hebel, in Bremerhaven bekannt wie ein bunter Hund“ als Adressierung angab, kam die Karte bei ihr an. 

StdA Bhv: ZAS II 7/2, Nordsee-Zeitung vom 29.1.1974 und Auskunft Peter Hebel



Quellen
StdA Bhv: Einwohnermeldekarte Hebel, Paul Maximilian (aus: Einwohnermeldekartei Bremerhaven nach 1945 III).
StdA Bhv: ZAS II 7/2, Nordsee-Zeitung vom 29.1.1974.
StA Bremen: Entnazifizierungsmeldebogen Hebel, Elfriede.
Private Auskunft von Peter Hebel.

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